Das Phänomen Überfressen
Der normale Kreislauf der Sättigung
Wenn wir Hunger haben, genießen wir die ersten Happen besonders. Diese aktivieren im Gehirn das Belohnungszentrum, wir kriegen ein Gefühl des Wollens und empfinden ein starkes Verlangen weiterzuessen. Wenn wir aber genug gehabt haben, bremst der Körper, signalisiert dem Gehirn, dass die Energievorräte wieder aufgefüllt sind. Wir fühlen uns gesättigt und zufrieden, wir werden nicht mehr belohnt, wenn wir weiteressen. Diese Balance führt dazu, dass wir nicht zu viel Kalorien zu uns nehmen.
So hat es auch Jahrtausende lang gut funktioniert.
Die modernen Nahrungsmittel sind tricky
Bestimmte Nahrungsmittel können die Kontrollsysteme des Körpers komplett überlisten! An Gemüse, Salaten, Suppen und Eintöpfen hat sich noch niemand überfressen. Knabberzeug, Süßigkeiten, Fertiggerichte aus einer Kombination Zucker und gehärteten Fetten schalten das Sättigungsgefühl aus. Eine ordentliche Portion Salz verstärkt noch das Belohnungsgefühl und der Glückspunkt wird erreicht. Versuche mit Mäusen zeigten: auch satte Tiere nach einer mächtigen Mahlzeit lassen sich nicht mal durch Stromschläge davon abhalten von Wurst, Käsekuchen oder Schokolade weiterzufressen. Man nennt das Phänomen „hedonische Hyperphagie“, wenn man weiter und weiter frisst, obwohl man längst satt sein müsste.
Nicht nur der Geschmack spielt eine Rolle. Chips, Kekse und Cracker wurden so entwickelt, dass wir die Knusprigkeit äußerst angenehm empfinden. In den Laboren der Nahrungsmittelindustrie wird mit den Produkten so lange experimentiert, bis sie unseren Glückspunkt erreichen und beim Reinbeißen sowie Kauen genau den richtigen Bruchpunkt haben. Somit essen und kaufen wir von diesen Snacks und Gerichten mehr und mehr und beschenken die Konzerne mit immer größerem Gewinn.
Kontrollverlust
Unsere Lieblingschips aktivieren unser Belohnungszentrum bis zu 15-mal stärker als normale Lebensmittel! Sie manipulieren die Regelkreise des Gehirns und schalten den Sättigungsschaltkreis gänzlich aus. Man wäre eigentlich satt, trotzdem essen wir weiter, bis die ganze Verpackung verputzt ist. Solche Nahrungsmittel rufen die ganze Zeit Gefühle der Belohnung hervor und überspielen die Sättigungsgefühle. Der ganze Teufelskreis endet schließlich in einem Kontrollverlust, wir essen alles auf, obwohl wir wissen, dass wir das gar nicht wollen!
Sind wir alle Vielfraße?
Die Produkte, von denen wir niemals genug kriegen können, werden auch als „Cafeteria Food“ bezeichnet. Der Name klingt logisch, die meisten Produkte in den Auslagen von Cafés, Konditoreien, Bäckereien, Fast Food Ketten usw. lösen in uns den „Vielfraß“ aus.
Für lange Zeit wurden übergewichtige Menschen als Faultiere und Vielfraße bezeichnet. Es hieß: selber Schuld, sie haben zu wenig Willenskraft und Selbstkontrolle. Die Zahl der Übergewichtigen steigt aber enorm, es können nicht alle eine Verhaltensstörung haben!
Die Schuld liegt eher am heutigen Angebot unserer Nahrungsmittel – wir können gar nicht anders! „Cafeteria Food“ soll einen ähnlich starken Kick auslösen, wie Kokain. Wir werden schön langsam süchtig und können nicht mehr aufhören.
Die legale Droge
Bestandteile von Drogen kommen in kleinen Mengen in der Natur vor, sie werden aber erst durch Chemie zum Rauschgift. Ähnlich verhält es sich mit den heutigen Nahrungsmitteln. Zucker und Mehle kommen auch in der Natur vor, ebenfalls in sehr kleinen Mengen. Lebensmittelchemiker extrahieren und konzentrieren sie in hohen Mengen.
Da wir in unserer Geschichte meistens nicht genügend zum Essen hatten, ist unser Appetit auf kalorienreiche Nahrung, also auf Kohlenhydrat-Fett Kombinationen biologisch verankert. Bei kleinen und natürlich vorkommenden Mengen, wie etwa Honig, Nüsse und Saaten, vertragen wir diese gut. Frittierte Pommes, Hamburger und Zuckerprodukte machen uns aber süchtig.
Chemische Kombinationen
Die neuen Nahrungsmittel weisen Kombinationen auf, die niemals in dieser Form in der Natur vorkommen würden. Sie sind unnatürlich, künstlich erzeugt und was am schlimmsten ist – enthalten eine hohe Konzentration an diesen Stoffen! Sie werden im Körper genauso schnell wirksam, wie es sonst nur Drogen tun. Sie weisen einen hohen glykämischen Index auf, das bedeutet, sie schießen sofort in die Blutbahn. Schnelle Energie zu einem extrem hohen Preis! Entzündungen und damit verbundene Krankheiten im ganzen Körper sind die langfristigen Folgen.
Schritt für Schritt
Es ist enorm schwierig sich aus dieser Esssucht zu befreien!
Ich habe aber eine gute Nachricht: es gibt immer einen Ausweg! Du musst deinen Weg für dich selber finden.
Für einige ist eine radikale Änderung leichter. Sie ändern von einem Tag auf den anderen Ihr Umfeld – schmeißen alles aus der Küche, was einem schlecht tut und greifen nur noch auf gesunde Lebensmittel zu.
Die Mehrheit aber schafft das eher Schritt für Schritt und dieser Weg ist absolut in Ordnung! Sie ändern jede Woche ganz kleine Gewohnheiten um sich langfristig zu befreien.
Im ersten Schritt empfehle ich euch eure Trinkgewohnheiten zu ändern und Limos, Fruchtsäfte, alkoholische Getränke stark zu reduzieren, dann komplett wegzulassen. Damit erreicht ihr schon viel!
Ihr werdet sehen, der Weg in eine gesündere Zukunft führt zu mehr Zufriedenheit und ein höheres Lebensniveau!
Habt Geduld mit euch und verzeiht euch kleine Rückschläge. Schön langsam werdet ihr selber erfahren, dass es sich lohnt, einiges zu ändern – und kommt endlich aus der Fressfalle raus!
Hier kannst du mehr darüber lesen, was uns unsere chemisch hergestellten Nahrungsmittel antun.