Zutatenlisten und Nährwerte – eine verwirrende Angelegenheit!
Etwa 70 Begriffe nur für Zucker
Das stimmt. Es gibt aber immer ein Weg um zu vermeiden, dass wir die Angaben leicht verstehen. Eine klare Übersicht ist nicht möglich, man muss sich schon gut auskennen um sich zurechtfinden zu können.
Die Zutaten und Nährwerte sind einerseits schwer zu lesen, andererseits voller Fachbegriffe. Zucker hat zahlreiche Namen. Etwa 70 Begriffe gibt es für verschiedene Zuckerarten. Die Zutaten müssen zwar nach anteilsmäßiger Reihenfolge ausgewiesen werden, wenn wir aber alle Zutaten – die eigentlich Zucker sind, nur anders heißen – zusammenzählen, würde Zutat Zucker in den meisten Fällen gleich an erster Stelle stehen. So verschwinden diese aber in der langen Liste der Stoffe unauffällig.
Nehmen wir ein Beispiel:
Eine Waffel mit Schoko und Zerealien.
In der Liste stecken elf Zutaten, die auf den Zuckergehalt Einfluss haben und zwar:
Glukose-Fruktose-Sirup, Glukosesirup, karamellisierter Zucker, Maltodextrin, Milchzucker, Molkenerzeugnis, Süßmolkenpulver, Vollmilchpulver, Magermilchpulver, Zucker, gezuckerte Kondensmilch.
Der Begriff Zucker steht also erst im hinteren Bereich. Rechnen wir alle Zuckerarten zusammen, besteht dieses Produkt zur Hälfte aus Zucker!
Nährwerttabelle auch nicht immer verlässlich
Dabei kann man sich auch nicht in jedem Fall auf die Nährwerttabelle verlassen – es müssen nur Einfach- und Zweifachzucker ausgewiesen werden. Wenn eine Zutat, wie Fructosesesirup auch Dreifach- oder Vierfachzucker enthält, müssen diese nicht zum Zuckergehalt gerechnet werden. So kommen etwa Gummibärchen auf einen Zuckergehalt von ca. 45% laut Nährwerttabelle, obwohl sie fast gänzlich nur aus Zucker bestehen!
Ein Müsliriegel ohne Schokolade sollte gesund sein – würde man meinen.
Zutatenliste:Haferflocken, Haselnüsse, gerösteter Reis, Cornflakes, Fett, Fruktose, Zucker, Dextrose, Maltose, Glukosesirup, Honig, Glyzerin, Rosinen, Apfelstücke, Salz, Emulgator Lezithin, Aromastoffe, Vitamine.
Toll! Hauptzutat Haferflocken, Zucker steht erst an der siebten Stelle – so ein gesundes Produkt! Auch noch versehen mit Vitaminen!
Aber: neben Zucker weitere raffinierte Zuckerarten in der Liste: Fruktose, Dextrose, Maltose und Glukosesirup. Dazu kommt noch Honig, der aus etwa 80% Zucker besteht. Zusammengerechnet kommt der Zuckergehalt voraussichtlich an erste Stelle – und dies in einem Produkt, das von gesundheitsbewussten Käufern genommen wird!
Umrechnen ist kompliziert
Ein anderes Beispiel jetzt dafür, wie man rechnen kann – oder eben nicht:
Eine fertige Pastasoße, schnell und praktisch, hat die Zutaten: Tomatenstücke, Tomatenmark, pflanzliches Öl, Salz, Zwiebeln, Zucker, Basilikum, natürliches Zwiebel-Aroma.
Reden wir jetzt mal gar nicht über das pflanzliche Öl, das höchstwahrscheinlich Palmöl ist und dafür Regenwälder ausgerodet werden, auch nicht über den hohen Salzgehalt, reden wir jetzt nur über Zucker. In der Nährwerttabelle finden wir die Information, in 100g sind 4,6 g Zucker enthalten. Klingt gar nicht so schlimm, oder?
Dann suchen wir den Inhalt des Glases: 425 ml. OK, wie rechnen wir das jetzt um???
Grob geschätzt enthält ein Glas um die 20g Zucker, wir schütten also 5 Teelöffel Zucker auf unsere Spaghetti!! Niemand kommt aber auf die Idee das hochzurechnen.
Man müsste den Zucker-, Fett (vor allem die industriell gefertigten Fette) und Salzgehalt nicht nur per 100g und für eine fiktive Portion angeben, sondern wie viel die ganze Verpackung beinhaltet!
Empfohlene Portionen – unrealistisch
Stattdessen finden wir auf einer Packung die Nährwerte für eine Portion – bei Chips etwa in vielen Fällen für 40g. Und so sehen sie gar nicht so erschreckend aus!
Aber jetzt mal ehrlich! Wer hat mal eine Packung Chips beim Drittel des Inhalts schön luftdicht zurückverpackt in den Schrank gestellt?! Chips schmecken ja auch nur frisch und knackig, es ist unmöglich sie nicht auf einmal zu verschlingen (warum das so ist, kannst du hier nachlesen)!
Die Tagesportionsangaben werden vom Hersteller vorgegeben. Sie dienen dazu, unser Gewissen zu beruhigen und die Nährwertangaben zu bagatellisieren! Diese haben nichts mit der Realität zu tun, wie viel vom Produkt tatsächlich konsumiert wird.
Man muss also fast Experte sein um die Zutatenlisten und Nährwerte richtig interpretieren zu können. Manchmal ist es auch so unmöglich. Hört dann auf euren gesunden Menschenverstand – möglichst keine stark verarbeiteten Fertigprodukte nehmen, hier sind einfach zu viel Salz, Fett und Zucker am Werk!
Wenn du mehr über die Texte auf den Produktverpackungen erfahren möchtest, lies hier nach.